The Village - Das Dorf Kritik - Autor: ProfessorX (2024)

Bewertung:2.5 / 5

Ein abgeschottetes Dorf im Jahr 1897 wird von seltsamen Wesen terrorisiert. Diese leben in den Wäldern der Dorfgrenze, was dafür sorgt, daß es jedem Bürger untersagt ist, das Dorf zu verlassen. Alle haben Angst davor, was im Wald lauert. Doch bald bittet der junge Lucius Hunt (Joaquin Phoenix) darum, das Dorf verlassen zu dürfen um dem geistig behinderten Noah Percy (Adrien Brody) Medikamente zu besorgen. Doch der Rat des Dorfes lehnt die Bitte von Hunt ab.

Eine Geschichte von Hollywoods Wunderkind M. Night Shyamalan. Wem bei diesem Satz noch nicht eine lebenswichtige Arterie im Großhirn geplatzt ist, Hut ab! Du hast Nerven aus Stahl. Alle anderen tun mir leid, Rip. Aber es ist wahr, dieser Irrtum geisterte zu Beginn der Karriere von Shyamalan mal einige Zeit in den Köpfen von Leuten herum. Vergleiche zu Steven Spielberg wurden aufgemacht, die unabhängig von der Qualität der Filme, auch einfach im Sinne des Genres keineswegs angebracht waren und nun ja, was soll man sagen? Mit den Jahren hat sich dieser kleine Fehltritt so ein wenig korrigiert, das Schaffen von Shyamalan umfasst Höhen und Tiefen und spätestens mit The Visit (2015) und Split (2016), die einerseits sein Comeback markierten, ist andererseits klar, daß Shyamalan Filme macht, die so speziell und absurd sind, daß man sie eigentlich als eigenes Subgenre in der Komödie etablieren müsste. Vielleicht bietet das ja den Stein des Anstoßes. Unterdessen blickt man etwas irritiert auf die frühen Werke wie The Sixth Sense (1999), Unbreakable – Unzerbrechlich (2000) oder eben auch The Village – Das Dorf. Denn so gut sie auch von manchen nach wie vor empfunden werden, so haben all diese Filme Probleme damit, mehr als ein Konzept oder eine Wendung zu sein. Ganz besonders zeichnet sich das auch hier ab.

Denn The Village – Das Dorf ist wieder einer dieser Filme, die vor allem darüber funktionieren, daß jemand im Fahrstuhl seinen Furz zurückhält. Ja, es tut mir ja Leid für diese weniger blumige Umschreibung und Analogie, dennoch will der Film auf ein extrem spezielles Thema hinaus, daß zum Problem wird. Nun kann man sagen, daß Shyamalan in seinem Schaffen bis dato immer recht speziell war und es daher nicht verwundert, daß auch The Village – Das Dorf ein solcher Film geworden ist. Wie es sich für sein frühes Werk gehört, werden dramatische Segmente künstlich aufgeblasen. Das merkt man hier vor allem an der pseudo-traurigen Musik durch James Newton Howard. Das Problem ist aber hierbei, daß man eigentlich gar nicht genau weiß, was der Film überhaupt will. Wo liegen die Fronten? Wo liegen die Konflikte? Wer sind diese ganzen Figuren? Ja, das konnte er in späteren Filmen da wieder deutlich besser lösen. Hier präsentiert sich ein großes Wirrwarr an Figuren, die zwar allesamt von hochkarätigen Schauspielern verkörpert werden, deren Funktion aber nie über eine Wendung hinausgeht. Dieser Film wartet mit drei Oscarpreisträgern auf, was wieder einmal perfekt klarstellt, daß dieser Preis irgendwo irrelevant ist. Doch man muss sich das in diesem Fall mal auf der Zunge zergehen lassen, obwohl es ansonsten nicht wichtig wäre. Hier sehen wir Schauspieler wie Bryce Dallas Howard, Joaquin Phoenix, Adrien Brody, John Hurt, Sigourney Weaver, Brendan Gleeson und Judy Greer. Ja, selbst ein Jesse Eisenberg watschelt da ein paar Minuten durchs Bild. Und alle verschenkt. Perlen vor die Säue.

In seinem Kern möchte Shyamalan vermutlich so eine Art Geschichte über Trauer und das Einsiedlerleben abgeschieden von einer modernen Gesellschaft zeichnen. Den Grund für all den Schmerz in den Figuren sucht Shyamalan cleverer Weise systemisch. So haben alle Figuren mit einem Verlust zu kämpfen. Geliebte Menschen, die starben aus diversen Gründen. Damit reiht sich der Regisseur in die Riege endloser kapitalismuskritischer Filme im Stile des New Hollywood ein. So gesehen für Shyamalan in der Konsequenz auch eher selten, beschäftigt er sich ansonsten doch eher mit der inneren Psyche des Menschen. Klar finden sich auch Anleihen von kapitalismuskritischen Ideen in späteren oder früheren Werken, doch die sind nicht so klar definiert und gehen auch eher auf Einzelfälle und Individuen zurück. Insofern ist The Village – Das Dorf schon ein Film, der außergewöhnlich für seinen Regisseur ist. Unterdessen spiegelt der Film natürlich irgendwo ein Aussteigertum und eine Rückkehr zum „alten“ Leben. Nun, dieser Pionier-Gedanke ist natürlich in modernen Diskursen gar nicht mal so unüblich und in dem Sinne auch Ur-Amerikanisch. Unweigerlich muss man dazu kommen, daß damit natürlich auch eine Kritik am technischen Fortschritt mit inbegriffen ist. Und das ist durchaus spannend, weil der Film hier ein wenig paradox wird. Normalerweise sind Errungenschaften der Medizin ja durchaus sinnvoll und können Leben „retten“, besser gesagt erhalten. Sich vor dem, besser gesagt einer kapitalistischen Außenwelt zu verschließen, weil man bereits Trauer erlebt hat, zeichnet dann wiederum aber auch eine klare Systemkritik.

Das heißt, daß Shyamalan eigentlich eher eine Welt für Hillbillys in Szene setzt, die sich an einer „die da Oben“-Kritik üben. Ja, man kann das natürlich auch ganz anders deuten, allerdings fehlt es dem Film an Alternativen. Es ist nicht etwa wie in Nomadland (2020) wo da ein Kontrast hergestellt wird. Weiterhin gelingt hier auch kein Vergleich beider Lebensweisen, weil Shyamalan kein klares Feindbild vorgibt oder in den Raum wirft. Alles bleibt vage, wie auch etwa eine Gestalt, die sich da immer mal wieder im Wald findet. Gut, nun könnte man argumentieren, daß es ja unweigerlich auch zu einer Flucht aus diesem System gegen Ende kommt. Richtig, ja, aber es gibt dadurch keinen Wandel oder neue Option. Eigentlich tauscht Shyamalan das eine Übel gegen das andere aus und damit ist The Village – Das Dorf ein Film über Perspektivlosigkeit. In seinem Kern könnte das Werk durchaus ein Spiegel unserer Zeit sein. Eine Welt, die repressiv geworden ist und in der jede Individualisierung eigentlich keinen Platz mehr findet, ist schon recht aktuell. Aber Shyamalan verlässt sich da zu sehr auf konventionelles Geheule im Sinne von vermeintlichen Emotionen. Es ist ein Film der im Kopf anfängt und dann im Herz endet und diese Kombination funktioniert einfach nicht.

Langatmig bewegt sich The Village – Das Dorf von A nach B. Zwischendurch begegnet dem Zuschauer ein nicht uninteressanter Subtext und eine Fülle an Figuren. Mit den Jahren ist der vielleicht gereift, doch gelingt es Regisseur Shyamalan hier nicht weitere Spannung zu erzeugen und der gesamte Film ist schlicht und ergreifend überfrachtet und damit viel zu behauptet, als wirklich gemacht.

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